Frust · Gedanken

Freundlichkeit ist Out.

Ich wollte schon neulich mal etwas dazu schreiben, doch dann kam ich wie immer nicht dazu. Aus gegebenem Anlass muss das jetzt aber mal sein.

Die Situation neulich war:
Ich kam gerade in den Markt, um in Kürze meine Schicht zu beginnen. Ich wollte mir nur noch etwas zu trinken holen und stellte mich dann also brav hinter eine ältere Dame an die Kasse. Die Kassiererin sagte der Dame die Summe für ihre Waren. Doch diese bemerkte, das sie zu wenig Geld dabei hatte. Sie meinte, sie müsse dann wohl den Joghurt dalassen. Die Dame an der Kasse ist mir bekannt. Sie hat eine etwas schroffe Art – meint es aber nicht böse. Sie sagte zur Kundin: „Jetzt hab ich das aber so schon eingegeben! Muss ich die Chefin holen, damit sie das wieder rausnehmen kann!“
Darauf die Kundin: „Dann zahl ich mit Karte?“
Und die Kassiererin: „Geht jetzt nicht mehr!“
Ich hatte mitbekommen, dass es sich bei der Summe, die der Kundin fehlte, um 24 Cent handelte. Also kramte ich in meinem Portmonaire und legte das Geld hin. Mir war die Situation unangenehm, obwohl ich selbst nicht die Betroffene war. Aber mir ist sowas auch schon einmal passiert, mir fehlten damals auch wenige Cent und mir wurde ausgeholfen.
Darauf reagierten beide mit totaler Verwirrung. Die Kundin meinte, ich könne ihr doch nicht einfach Geld leihen und ich solle ihr sagen wo ich wohne, damit sie es vorbei bringen kann und und und…
Ich meinte nur, dass das schon okay so sei. Waren ja nur 24 Cent. Sie bedankte sich 8 mal und wollte unbedingt wissen, wie sie mir das Geld zurück geben könnte. Ich sagte ihr, dass sie das nicht braucht. Und dann gab ich nach und erwähnte, dass ich an der Fleischtheke arbeite. Als ich den nächsten Tag zu meiner Schicht kam, hatte die Dame mir 50 Cent und ein „Danke“ hinterlassen.

Hm. Es war kurz vor Weihnachten. Und es waren ja nur 24 Cent. Wenn es mehr als 50 Cent gewesen wären, hätte ich das auch nicht gemacht… Aber das hat ne ganze Welle ausgelöst. Danach wurde ich noch von Kolleginen angesprochen, warum ich das gemacht hätte. Hallo? Darf man den nicht mal jemandem aushelfen, ohne gleich angeklagt zu werden?

Dann die Situation vor einiger Zeit bei der Post.
Ich kam rein, mit einigen Warensendungen (Kleiderkreisel rockt^^), einem Maxibrief und einem bereits online frankierten Päckchen (von meiner Schwester, ich sollte es nur fix mit abgeben). Vor mir war eine ältere Dame, die einen Paketschein ausfüllen sollte. Ich grüßte und bekam keine Antwort. Die Angestellte überblickte nur kurz meinen Berg Sendungen und fragte dann: „Was ham se´ denn da?“
Ich zählte die Warensendungen auf, und sagte, dass ich eine davon zugeklebt habe und als Maxibrief versenden würde.
„Das kostet aber mehr!“ sagte sie schnippisch. Dessen war ich mir bewusst. Dann beäugte sie ärgwöhnisch das schon frankierte Päckchen, nahm es und WARF es in einen gelben Kasten. Derweil wandte sich die älte Frau an mich. „Können sie mir das mal vorlesen?“ fragte sie, und hielt mir einen Zettel hin. Die Postangestellte drehte ihr den Rücken zu und beschäftigte sich mit wasauchimmer. Ich versuchte ihr also, so deutlich wie möglich, die Zeilen vorzulesen. Das dauerte ein Weilchen. Der Angestellten hatte ich synchron dazu mein Geld hin gelegt, welches diese dann wortlos annahm und mir ebenso wortlos das Wechselgeld auf den Tresen legte. Nachdem der Paketschein ausgefüllt war, bedankte sich die ältere Dame mehrmals und meinte, ich wäre sehr nett. Ich verabschiedete mich.

Auf dem Heimweg konnte ich nur über das Benehmen der Postangestellten den Kopf schütteln. Ich mein, ich arbeite selbst tagtäglich mit Kunden und weiß, dass es nicht immer leicht ist, freundlich zu sein und brav zu lächeln. Manchmal hat man so seine schlechten Tage und manchmal hat man ja auch ziemlich unfreundliche Kunden. Aber trotzdem hängen unsere Berufe schließlich von den Kunden ab, und da sollte man wenigstens versuchen, die Freundlichkeit zu wahren, oder?

Aber nicht nur da fällt mir auf, dass Freundlichkeit heutzutage wohl nicht mehr groß geschrieben wird. Bei manchen Menschen hörts schon bei einfachen Dingen auf, die man eigentlich von Kindauf verinnerlicht haben sollte. Sowas, wie jemanden zu grüßen oder „Bitte“ und „Danke“ zu sagen. Ich bin es mittlerweile schon gewöhnt, dass meine Kunden größtenteils nur das Nötigste mit mir sprechen.

Ein schönes Beispiel:
Ich: „Guten Tag, was …“ *werde unterbrochen*
Kunde: „Schweinekopf.“
Ich: *denke mir so: `Danke, du mich auch!` und lächle.* „Im Ganzen oder soll ich ihn zerteilen?“
Kunde: „Ganz.“
Ich: „Darfs noch etwas sein bei ihnen?“
Kunde: „Nein.“
Ich: *packe alles ein und reiche es über die Theke* „Bitteschön und einen schönen Abend noch.“
Kunde: *nimmt das Päckchen und geht wortlos*

Ganz normaler Alltag. Mittlerweile kümmere ich mich schon kaum noch drum.
Was mich dagegen wirklich nervt, ist, wenn Menschen mit Kaugummi vor mir stehen. Neulich hatte ich eine Dame, die während des ganzen Gesprächs lautstark auf ihrem Kaugummi rum katschte und dabei immerzu den Mund aufmachte. Wie eine Kuh. Ständig sah ich Speichel und Zähne und Mundinnenwände und diesen Kaugummi. Ich finde ja Kaugummi allgemein eklig, aber das war schon abartig.
Wissen denn die Menschen einfach nicht mehr, was sich gehört? *sfz*

6 Antworten auf „Freundlichkeit ist Out.

  1. Ach Chrissy, ich kann dich verstehen…ich frage mich auch, wo manche Leute ihren Kopf haben. Bei ihren Nächsten jedenfalls nicht. Was bin ich froh, dass ich nicht im Verkauf arbeite, denn die Geduld hätte ich überhaupt nicht mit den Menschen. Ich bewundere echt Leute wie dich, die trotz der steigenden Unfreundlichkeit ihres Jobs wegen freundlich bleiben können. Ich bin zwar auch nett, manchmal auch hypernett, aber irgendwann hört’s bei mir dann auf und…

    ♫ Wir laufen Amok… ♫

  2. Freundlichkeit scheint für sehr viele Menschen ein Fremdwort geworden zu sein. Und es gibt da KEINE Unterschiede zwischen jung/alt/Mann/Frau. Ist man dann nett zu jemanden, ist es aber auch wieder verkehrt…

    Allerdings hab ich lieber jemanden, der maulfaul ist, als jemand, der mich gleich komplett rund macht wegen etwas, was überhaupt nix mit mir zu tun hat! Herrlich, wenn da jemand durchs Telefon brüllt -___-

    Schlimm sind aber auch die Besserwisser. Was in manchen Bereichen definitiv gefährlich werden kann. Wie bei einem Kunden in der Baufirma. Der wollte partout nicht akzeptieren, dass die eine Wand zwischen Küche und Wohnzimmer eine tragende Wand ist. Somit kann man die nicht einfach raus machen. Selbst der hinzugezogene Statiker wurde ignoriert. Er zog dann von dannen und wir verloren einen Kunden.

    Zum Glück ist das halbwegs vorbei. Wenngleich ich mich wohl ewig mit den Eltern schlechter Schüler rumärgern werde. Aber Nachhilfe macht eben trotzdem Spaß.

  3. Traurig aber wahr. :/ Es ist schlimm wie Leute sich teilweise gegenseitig behandeln und man dabei zu sehen muss. Gedanken sind Gott sei Dank frei. Denken kann man sich ja was man will, aber dass ein höflicher Umgangston eine Seltenheit geworden ist, ist schon wirklich eine Schande.
    Dabei gibt es viele Menschen – wie mich auch – die sich freuen wenn sie einfach nur mal angelächelt oder gegrüßt werden. 🙂

    Aber zumindest machen es noch ein paar Menschen, an die man sich halten kann. 🙂

  4. Orr, da kenn ich auch so einiges… am schlimmsten ist, jeden Tag an zig Leuten vorbei laufen zu müssen, die man grüßt und nichts zurück kommt, vor allem, wenn sie einen dann auch noch so böse anglotzen!! #arbeit

    Definitiv ist Freundlichkeit und auch Höflichkeit ein Fremdwort geworden!! Und oft haben die alten vor den jungen und die jungen vor den alten keinen Respekt mehr!! >.< Finde das sehr schade!!

  5. Wegen 24 Cent so ein Theater? Leute gibts …

    Ich bin zwar grad Fremden gegenüber nicht sehr gesprächig, Small Talk ist einfach nix für mich (was sich im Alltag aber am ehesten noch beim Frisör bemerkbar macht), aber freundlich Grüßen kann ich doch noch 😉 Und wenn ich dran denke, füge ich der Verabschiedung (sofern es passt) noch einen angenehmen Abend/Feierabend /bzw. ein angenehmes Wochenende zu.

  6. Im Supermarkt suche ich mir die Kasse, an die ich mich anstelle, immer nach der Kassiererin aus (sind ja meistens Frauen). Wie lang die Schlange ist, ist mir egal. Mit der Zeit weiß man, mit wem man locker plaudern kann, wer welche Art von Humor hat (oder auch nicht), wer immer grimmig guckt, oder aber wer in der Lage ist, mir mit ein paar ernstgemeinten freundlichen Worten den Tag zu retten (wenn ich mal selber schlechte Laune habe). Das ist die Seite des Verkaufspersonals.
    Bei den Kunden gibt es die, die freundlich bitten („ich hätte gerne zehn Brötchen“) und dabein lächeln, und die, die das nicht nötig haben („ich krich zehn Brötchen“; diesen durchaus häufigen Satz habe ich echt gefressen!).
    Egal, auf welcher Seite wir stehen, wir müssen uns immer klar machen, was unsere Worte bewirken.
    Ich kann nur sagen, das lustige Gespräch mit einer Verkäuferin heute, die mich sofort als Tourist entlarft hat, hat mich echt fröhlich gemacht. Das wirkt richtig lange nach.
    Wäre sie mies drauf gewesen, hätte das leider auch nachgewirkt.

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