Eine halbe Ewigkeit ist es schon wieder her, aber ich möchte diesen Blogeintrag gern noch vervollständigen. Eigentlich hatte ich schon dreiviertel davon geschrieben, aber dann war ich zu müde und deprimiert ihn zu Ende zu bringen und später habe ich nur noch versucht, nicht mehr darüber nachzudenken. Aber nun mit etwas Abstand fällt es mir leichter.
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In der Nacht von diesem Mittwoch auf Donnerstag, bei der ich im letzten Blogeintag geendet habe, hatte ich trotz Heizpad auf dem Bauch immer wieder so starke Krämpfe, dass ich kaum schlafen konnte.
Meine Mutter hatte am nächsten Morgen gleich bei unserer Hausärztin angerufen, die meinte ich soll direkt in die Praxis kommen. Ich war eine der ersten und es war noch nicht viel los, trotzdem musste sie sich ja auch erstmal um ihre angemeldeten Kunden kümmern. Und da sich meine Hausärztin immer wirklich sehr viel Zeit nimmt, saß ich da ca 2 Stunden im Wartezimmer und mir ging es immer schlechter. Nicht nur, das ich wegen einem Stechen im Unterbauch kaum sitzen konnte, ich hatte auch noch so extreme Kopfschmerzen das jedes gesprochene Wort mir unerträglich erschien. Dann kam ich in das kleine Vorzimmer der Ärztin, wo ich noch „kurz“ warten sollte. Das Zimmer war drückend warm, die Fenster geschlossen, ich hatte die Maske auf und bekam dann auch noch keine Luft mehr. Ich habe mich gefühlt, als würde ich sterben. Mir kam es wie eine Ewigkeit vor, die ich dort versuchte zu sitzen und zu warten. Als die Ärztin kam, lag ich schon halb auf ihrem Tisch, weil ich einfach nicht mehr konnte. Sie brauchte mich auch nur ansehen und holte gleich eine Schwester, die half, mich auf die Liege zu legen, was ich alleine nicht mehr geschafft hätte. Sie untersuchte meinen Bauch und Unterleib und ließ mich dann an den Tropf legen, was ich bei einer Hausärztin so auch noch nie erlebt habe. Ich durfte auch die Maske absetzen und mir wurde was zu trinken gebracht. Meine Ärztin erklärte mir dann, das bei der Urinprobe, die ich vorher abgegeben hatte, die Entzündungswerte stark erhöht waren. Sie rief dann bei meiner Gynäkologin an, um herauszufinden, wie meine Blutergebnisse ausgefallen waren. Eigentlich sollte ich da erst ab 14 Uhr anrufen, aber sie schafft es, an mehreren Gesprächspartnern vorbei sich direkt ins Labor zu argumentieren. Dort wurden ihr auch noch mal gesagt, das eine Entzündung im Blut festgestellt wurde und der HCG Wert leicht erhöht war. Also erklärte sie mir, dass sie es für das beste halte, mich direkt ins Krankenhaus einzuweisen. Meine erste Antwort war: „Aber ich hab doch heute Spätschicht“
Sie meinte, das ich so erstmal gar nicht an die Arbeit denken soll und sie mich direkt krankschreiben wird. Und erklärte mir, dass durch Corona zur Zeit eh kaum Betten frei wären, und ich sicher schnell wieder entlassen werde… das sie es aber für wichtig hält, das ich im Krankenhaus nochmal komplett gynakologisch untersucht und auch meine Niere überprüft würde. Also stimmte ich zu, auch weil ich mich nichtmal in der Lage fühlte, allein von der Liege runter zu steigen. Sie rief also erst den RTW und danach direkt meine Eltern an, um sie zu informieren. Sie meinte meine Mum hätte direkt am Telefon geweint, weshalb ich gleich wieder Schuldgefühle hatte.
Dann kamen 2 Männer mit einer Trage auf die ich dann schön festgeschnallt wurde und so ging es ab durch das Wartezimmer, das bei meiner Ärztin ein Durchgangszimmer ist, in den Krankenwagen. Schön ist es auf dem Dorf zu leben; im Wartezimmer waren sowohl meine Nachbarin als auch die Nachbarn meiner Eltern, die mir gleich beim vorbeigehen die Schulter tätschelten und alles gute wünschten. Das war ein bisschen ein stranger Momemt, ich kam mir vor wie auf dem Weg zu meiner eigenen Beerdigung.
Aber durch diesen Gedanken fiel mir auch auf, das die Infusion langsam half… ich konnte wieder ansatzweise klar denken.
Also ab in den Krankenwagen, wo ich vom Notarzt nochmal untersucht wurde. Dann fuhr der jüngere Mann los und der ältere, korpulentere blieb bei mir hinten im Rettungswagen. Er war wohl dafür da, mich zu beruhigen, doch jedes mal wenn er sich bewegte kam ihm irgendwie sein Bauch in den Weg. Erst stellte er damit die Trage um, so das ich einmal leicht nach hinten knallte, dann riss er mir fast die Infusion raus und dann kam er wieder an den Hebel und ich kippte wieder nach hinten… im Nachhinein betrachtet eigentlich ziemlich witzig.
Auch als ich im Krankenhaus ankam und durch die Notaufnahme in Station 12 gebracht werden sollte, kam mein Humor wieder. Bis auf einen Fahrstuhl waren alle defekt. Als dieser eine endlich kam, fuhren wir erst ein Stück nach oben, dann wieder nach unten, weil wohl jemand anders gedrückt hatte… da meine Rolltrage/rollendes Bett oder wie man das nennt aber fast den ganzen Fahrstuhl einnahm, passte niemand weiter rein außer den zwei Männern und dem Notarzt. Als wir dann auf Station 12 ankamen, war da niemand, nur ein Schild „wegen Renovierung geschlossen, bitte auf Station 13 melden“
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Notarzt schon entschieden, jetzt die Treppe zu nehmen… was auch gut war, denn statt von 12 zu 13 zu fahren, fuhr der Aufzug erstmal nach unten. Auf 13 angekommen, blaffte uns eine Schwester an, wir müssen auf 12, das hätte sie doch am Telefon gesagt. Mein Sanitäter-Freund mit dem Bauch blaffte aber auch gleich zurück. Also wieder in den Aufzug. Während wir auf dessen Ankunft warteten, spaßte ich „Mir ist eigentlich egal wohin, aber bitte nicht in die Leichenhalle, da ist’s so kalt“
Der Aufzug fuhr natürlich vorbei an 12 wieder ins Erdgeschoss, was meinen Bauchfreund dazu veranlasste, erstmal wie wild alle Tasten gleichzeitig zu drücken. Er meinte, das resetet den Aufzug. Wieder was gelernt.
Irgendwann war ich dann endlich da und durfte kurz in ein Zimmer, wo ich, übrigens seit der Notaufnahme wieder streng mit Maske, erstmal ausgefragt und auf Corona getestet wurde.
Mittlerweile was es Mittag und ich hatte ganz schön Hunger, durfte aber natürlich nichts essen. Dann kam ich zum Oberarzt dem ich nochmal alles erzählte was die letzten Wochen so bei mir los war und wurde nochmal gynäkologisch untersucht. Dann tat er etwas, was ich so schnell nicht vergesse: er zog mit einem Katheter meine Blase leer. Und das TAT WEH. VERDAMMT WEH. Daneben kamen mir die Ultraschall Untersuchungen im Unterleib und auf dem Bauch sowie das Abtasten etc wie Kindergarten vor.
Schlussendlich durfte ich mich wieder anziehen und der Arzt erklärte mir alles. Ich hatte eine Entzündung verschleppt, so ist eine Nieren-Becken-Entzündung entstanden, was die erhöhten Werte erklärt. Deshalb hat er auch die Niere mit dem Ultraschall untersucht, um sicher zu stellen das keine bleibenden Schäden entstanden sind. Aber da sah soweit alles gut aus. Die Blutung im Uterus konnte er sich nur mit einer Reizung erklären oder aber, meinte er, dass es sein kann, daß ich frühschwanger war, aber es durch die Entzündung zu einem Abgang kam. Der HCG Wert war auf jeden Fall wieder rückläufig und sonst war nichts weiter ersichtlich. Trotzdem wollte er mich aber über Nacht da behalten, da ich auch über den Tropf Schmerzmittel erhalten sollte.
Also verbrachte ich eine Nacht im Krankenhaus, festgesteckt am Tropf der ständig neu mit Schmerzmitteln befüllt wurde. Damit ging es mir auch wieder ansatzweise gut, nur das ich mich langsam fragte, ob ich mir das alles nur eingebildet hatte. Können sich 3 Schwangerschaftstest irren? Aber richtig meine Regel hatte ich immer noch nicht. Nach der Nacht im Krankenhaus waren nichtmal mehr ein paar Tropfen Blut zu sehen. Am nächsten Morgen wurde mir dann auch gesagt, das alles soweit wieder gut aussehen würde und ich nach Hause gehen dürfe, wenn ich mich weiterhin schonen würde. Ich könne aber auch noch eine weitere Nacht zur Beobachtung bleiben, meinte er, falls ich mich unwohl damit fühlen würde. Ich entschied mich, nach Hause zu gehen.
Erst Zuhause und nach einer weiteren Mütze Schlaf wurde mir klar, daß ich mich völlig verändert fühlte. Ich fühlte mich leer, mein Bauch war nicht mehr gespannt und es… fehlte einfach was.
Von daher bin ich mir ziemlich sicher, dass da etwas war… auch wenn kein Arzt mir das wirklich 100%ig bestätigt hat. Die ersten Tage nach dem Krankenhaus war ich wie gesagt ziemlich deprimiert… aber dann überwiegte der Gedanke, dass mein Körper sicher weiß, was richtig ist. Und ich trotzdem positiv in die Zukunft blicken kann. Die Zeit wird uns schon zeigen, welcher der Richtige Weg ist. Ich hoffe es jedenfalls ganz fest. 💜
Oh man, da hast du ja einiges hinter dir… (Du solltest auch mal ein Buch schreiben, denn solche Situationen humorvoll beschreiben kannst du nämlich echt gut!)
Und schön, dass du trotz allem (wieder) positiv in die Zukunft blicken kannst. : )
Ich drücke euch jedenfalls weiterhin die Daumen!
Passt auf euch auf! ❤