Die Woche vor dem 08. August 2020 war die Hölle los. Mein Liebster hatte schon Urlaub, ich aber war von Montag bis Mittwoch normal arbeiten. Also haben wir versucht, alle Hochzeitsvorbereitungen noch nach meiner Arbeit so weit wie möglich voran zu bekommen. Und da war noch einiges zutun. Wir waren gefühlt 10 mal einkaufen, haben Stoffe an Wände gehängt, Lichterketten verteilt, die Candybar vorbereitet und einen Pavillon aufgebaut, der sich leider als defekt rausstellte. Schon diese eine Sache hat bei mir wieder zu einem Nervenzusammenbruch geführt, weil einfach nichts klappte, wie es klappen sollte. Mein Vater fuhr dann in den Baumarkt und kaufte spontan drei Party-Pavillons, während ich versuchte mich wieder in den Griff zu bekommen. Am Donnerstag, meinem ersten Urlaubstag, ging es dann munter weiter mit Aufbauarbeiten und zwischendrin wahrgenommenen Terminen. Langsam merkte ich, wie meine Nerven an ihre Belastungsgrenze kamen und wir alle einfach nur noch gereizt waren und versuchten, uns gegenseitig zu sagen, dass schon alles gut gehen wird. Nervös war ich eigentlich immernoch nicht, nur diese 1000 Kleinigkeiten die noch zu erledigen waren und die Hitze stressten mich einfach. Außerdem der Drang, alles perfekt machen zu wollen. Obwohl sich einige Kompromisse als besser herausstellten, als die Anfangsidee. Und wieder überraschte mich mein Liebster, in dem er sich nach 10 Stunden arbeiten und Hochzeitsstress noch abends, während ich meine Hochzeitsnägel machte, vor mich auf den Wohnzimmerboden setzte und aus ein paar Holzlatten und Kunstblumen einen Bilderrahmen bastelte. Eine Idee, die eigentlich ich umsetzen wollte, aber physisch und psychisch schon gar nicht mehr in der Lage dazu war. Und in absoluter Seelenruhe bastelte er mir einfach diesen großen Bilderrahmen nach meinen Vorstellungen und wieder merkte ich, wofür ich diesen Mensch eigentlich so liebe.
Dann kam der Freitag und mit ihm noch mehr Arbeit. Kühlschranke wurden bestückt, Salate vorbereitet, Stühle nach draußen gebracht, Tische gestellt und Stuhlhussen übergezogen. Und noch viel mehr. Abends saß die gesamte Familie dann nur noch völlig fertig im Garten, mit Pizza und Bier, und zum ersten mal kehrte endlich wieder etwas Ruhe ein. Wir nahmen uns die Zeit, noch eine Weile beisammen zu sitzen und gegen 22 Uhr ging ich dann noch schnell Zuhause baden und meine Sachen packen. Denn die Nacht vor der Hochzeit habe ich getrennt von meinem Liebsten in einer Ferienwohnung übernachtet.
Keine so gute Idee, wie sich herausstellte… denn die Nacht war furchtbar. Die Taschenfederkernmatratzen waren ein krasser Unterschied zu meinen Matratzen Zuhause und ich wachte in der Nacht mehrmals auf. So war ich dann am morgen meiner Hochzeit schon kurz nach 6 Uhr auf den Beinen und schminkte mich schonmal grob und machte mich fertig für meinen Friseur. Nervös war ich immernoch nicht. Ich versuchte einfach, die Zeit beim Friseur zu genießen und ließ mich auf den Laufenden halten, wie die restlichen Vorbereitungen voran gingen. Kurz nach 10 Uhr war meine Friseurin schon fertig und damit lagen wir super gut in der Zeit. Ich schrieb meinem Liebsten, das er nach Hause gehen und sich fertig machen sollte und schaute selbst erstmal in der Location vorbei. Die Tafel stand mittlerweile und das Geschirr war gedeckt. Nun fehlten nur noch Deko und Candybar. Meine Schwester erzählte mir, das mein Herzmann den Morgen über schon wie ein kleines Duracell-Häschen hin und her gerannt war und alles mögliche fertig gemacht hat. Sie kümmerte sich noch um die Tafeldeko und ich um die Candybar. Kurz nach 11 Uhr wurde sie aber in die Küche gerufen, die ersten Gäste die ein Zimmer gebucht hatten trafen ein und meine Mutter war irgendwie wie ein Geist, eine Randerscheinung die überall mal auftauchte, aber nicht richtig dazu kam irgendwas zu tun.
Und da kamen sie dann doch, meine 10 Minuten Nervosität. Nicht, weil ich heiraten würde, sondern weil immernoch Kleinigkeiten zutun waren, alle irgendwie anderweitig beschäftigt waren und ich mich am liebsten zerteilen wollte. Die Gäste konnte ich ja aber auch nicht stehen lassen
… und der Liebste war schon so nervös das er schon auftauchen wollte und ich immer wieder schreiben musste: „Nein, bleib Zuhause! Es ist noch nicht soweit!“
Nach dieser kurzen Zeit, in der ich kurz davor war, mich in Brautzilla zu verwandeln, entschied ich mich aber dann doch, ein paar Ankömmlinge um Hilfe zu bitten und mich schonmal mit meiner lieben Deadangel zurück zu ziehen, um mich zu schminken und anzukleiden.
Das hat mich dann wieder gut beruhigt und das Makeup hat überraschender Weise nur 10 Minuten gedauert und dann saß es, genau so, wie ich es wollte. Meine Mutter sagte mir dann, dass der Liebste schon wieder nervös vor der Tür auf und ab ging und alle auf mich warteten. Kurz nach 12 Uhr. Unser Plan sah eigentlich vor, dass ich erst 13 Uhr nach draußen gehen sollte. Aber ok. Lieber zu früh, als zu spät, dachte ich mir.
Und so ging ich nach draußen, gefolgt von Deadangel und meiner Mutter und lief in die Arme meines zu diesem Zeitpunkt Fast-Mannes, der sich seine Tränen nicht verkneifen konnte. Und es war ein wunderschöner Moment.
Danach hatten wir ein kleines Fotoshooting mit unserem Rosenbogen, dem Bilderrahmen und meinem wunderschönen Brautstrauß… und noch so viel Zeit das wir alle möglichen Bilder machten die uns einfielen. Wir waren trotzdem viel zu zeitig dran. Kurz nach 13 Uhr waren wir fertig, 14 Uhr war der Termin der Trauung. Also entspannten wir uns noch ein wenig und rauchten und redeten mit Deadangel, ihrem Freund und dem Fotografen. Es war einerseits etwas seltsam, weil alles so verplant war und ich immernoch das Gefühl hatte, alle irgendwie beschäftien zu müssen… andererseits hat diese Pause wirklich gut getan und uns nochmal geerdet.
Kurz vor 14 Uhr fuhren wir dann mit dem LKW vor und alle anderen waren bereits da. Ab da kam ich aus dem grinsen nicht mehr raus und es war irgendwie ein überwältigender Moment, alle dort stehen zu sehen. Meine Familie, seine Familie und ein paar unserer engsten Freunde (und ein paar Nachzügler, zu denen ich aber eventuell nochmal einen anderen Post mache). Nervös war ich noch immer nicht. Aber irgendwie stand ich wohl trotzdem ein wenig neben mir. So bekam ich erst spät mit, dass der Standesbeamte uns Anweisungen zum Eintreten gab, denen mein Liebster aufmerksam lauschte, während ich doof gaffend von A nach B schaute und alle Eindrücke zu verarbeiten versuchte. Also ab ins Standesamt und man war ich froh, als ich dort endlich sitzen und meine Gedanken ordnen konnte.
Die Hitze an diesem Tag in diesem kleinen Raum war zwar eine Herausforderung… aber irgendwie hat mein Kopf auch das geschafft auszublenden und mich irgendwie bis zum JA-Wort durchgebracht. So viele Menschen, die mich beglückwünschten oder mich in ihre Familie aufnahmen… auch das war ein überwältigender Moment.
Dann ging es mit Hupkonzert zurück zur Location…. und auch da lief nicht alles ganz so glatt. Irgendwie waren wir so schnell gewesen, das der Sekt noch nicht eingeschenkt war und ich wollte am besten schon zur Torte übergehen, als mich meine Mutter darauf aufmerksam machte das ich ja vorher noch Fotos vom Fotografen machen lassen wollte. Also sind wir nach viel durcheinander alle zur Wiese, haben Fotos in voller Hitze gemacht, die aber die Mühe absolut wert waren… und trotzdem ratterte mein Kopf die ganze Zeit, dass wir irgendwie völlig unorganisiert und nicht im Zeitplan waren. Im Nachhinein fällt mir auch ein, das ich nichtmal dem Fotografen ein Stück Torte angeboten habe… auch nicht die nette Art. Aber ich war von dieser Aufgabe alles anzuleiten irgendwie sowas von überfordert… zwischendrin dachte ich mir dann auch so „Also nochmal mach ich sowas nicht“
Meine eigentlich vorbereitete Rede ließ ich kurzerhand weg damit meine Gäste endlich etwas zu essen bekamen… und ich auch. Der Zucker und das Glas Wasser halfen mir dann, wieder klar mit mir zu kommen und ab hier übernahmen auch die ersten Spielemacher für mich ein wenig den Ablauf des Tages…
Dazu aber im nächsten Blogeintag mehr, denn nun muss ich erstmal zu Bett. Morgen ist der Hochzeitsurlaub vorbei und der Stress des Lebens hat mich wieder… und ich glaube ich bin noch garnicht wieder bereit dafür… aber es nützt ja nichts.
Wow, das hast du wirklich sehr schön liebevoll beschrieben! Ich als Organisationsjunkie fand das alles übrigens so von außen super organisiert und ich denke das sehen die anderen Gäste auch so. Eine Hochzeit ist nun mal eeeecht ein Act (den ich wohl nie wagen könnte, auch wenn deine Mum meinte, dass ich das jetzt muss… : D ) Und ich hoffe auch, dass du das alles nicht nochmal machen musst! ; )