(Geistiger) Zustand · Freunde · ICH · Weihnachten/Neujahr

Silvester

Eine Sache, die ich eigentlich zu meinen Zielen für 2019 zählen wollte, ist eine etwas kompliziertere Geschichte.

Wer mich noch von früher kennt, weiß, dass ich nie nein sagen konnte. Ich konnte auch schon immer schlecht diskutieren oder argumentieren. Nicht, weil es mir an Wissen oder eigener Meinung gefehlt hätte… sondern weil ich schon immer allen alles recht machen wollte.
Meine größte Angst war es, das andere schlecht von mir dachten oder das ich gar jemanden zur Last falle.

Nun… schlecht von mir gedacht haben trotzdem so Einige. Tun sie auch jetzt noch. Man kann es nämlich nicht jedem Recht machen. Und in meiner Entwicklung in den letzten Jahren habe ich Stück für Stück versucht, mir die Meinungen anderer nicht mehr ganz so sehr zu Herzen zu nehmen. Mich auch nicht gleich immer jedes mal angegriffen zu fühlen. Und ich habe sogar ein kleines bisschen Durchsetzungsvermögen bekommen. Ich schaffe es nun, mich zu verteidigen, wenn ich weiß, dass mich jemand ungerecht behandelt. Ich schaffe es, meine Meinung zu sagen und zu vertreten und auch durchaus, mal nein zu sagen, wenn ich zB. an meinem freien Tag plötzlich dann doch auf Arbeit erscheinen soll, obwohl ich etwas vor habe.

Früher habe ich zu allem ja gesagt. Bin dann zur Arbeit gedüst und habe Termine einfach sausen lassen, aus Angst davor, abzusagen.
Ich habe diese Ärzte dann einfach nicht mehr aufgesucht. Ja, war super… wenn man irgendwann keinen Arzt mehr hat, zu dem man sich traut, zu gehen.

Aber darum soll es in diesem Beitrag nicht gehen.
Ich habe schon gelernt, nein zu sagen
… auch wenn ich nicht strickt nein sage. Habe ich zB. noch nichts vor, springe ich trotzdem ein… versuche nach wie vor, so flexibel und kompromissbereit wie möglich zu sein. Nicht nur auf Arbeit, sondern in allen Bereichen meines Lebens. Ist ja auch völlig in Ordnung, denke ich.

Aber in den letzten Monaten habe ich dann bemerkt, dass es da doch noch etwas gibt. Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll…

Situationen, in denen ich mich gewissen gesellschaftlichen Zwängen unterordne. ZB. an Veranstaltungen teilzunehmen, zu denen ich gar nicht will, nur um Freunde zu sehen oder oder es ihnen Recht zu machen.

So kam es dann dazu, dass ich hier anfing, wie im letzten Beitrag beschrieben, mich nun immer zu fragen: Will ich das wirklich machen? Macht mich das glücklich? Oder tue ich das für andere?

Die ersten Schritte waren getan und mir gefiel diese neue Einstellung. Nur noch zu tun, worauf ich wirklich Lust habe. In einem gewissen Rahmen natürlich. Ich meine, arbeiten muss man nun mal trotzdem, egal ob man will oder nicht 😅
Aber ich denke ihr versteht, was ich meine.

Und dann kam Silvester.

Und ihr wisst sicher… Ich hasse Silvester.
Nachdem fast alle aus unserer Gruppe keine Lust hatten, etwas zu machen, standen wir so ziemlich allein da. Und das lag sicher nicht daran, dass ich nicht zeitig genug gefragt hätte. Nur T. und das Mäuschen hätten Silvester mit uns verbracht. Und da begann bei mir wieder der Stress. Was nun? Allein wieder daheim? Das war letztes Jahr schon ein Reinfall. Mit den Nachbarn klappt es nicht wirklich und Partystimmung kam zu zweit auch nicht wirklich auf. Wir hatten uns sogar letztes Jahr zwischenzeitlich ziemlich gestritten. Und so begrüßt man ja kein neues Jahr.

Also vielleicht feiern gehen? Aber wohin? Welche der 100 Silvesterpartys soll’s denn sein? Und wo? Und da muss ja wieder jemand fahren. Und teuer wird’s auch.

Also doch versuchen mit Biegen und Brechen eine Party zu organisieren. Einfach alle einladen. Aber oh, so groß ist der Freundeskreis ja gar nicht mehr, seitdem ich zurück aufs Dorf gezogen bin. Und irgendwie hatten dann doch fast alle schon etwas anderes vor.

Am Ende schafften wir es, immerhin zu 6 zu sein. Eine riesen Fete würde das nicht werden. Aber ich freute mich, dass es überhaupt doch noch geklappt hat und ich nicht wieder verzweifelt in meinem Dorf nach Unterhaltung suchen musste.

Im Nachhinein war die Party dann doch überraschend gut. Sogar eins meiner schönsten Silvester. Da ich aber gar nicht ganz so viel getrunken hatte, kam ich am Neujahrstag doch ganz schön ins Grübeln, während es Y. hundeelend ging.

Ich habe es dieses Jahr sogar geschafft, mir draußen das Feuerwerk ein wenig anzusehen, statt wie so viele andere Jahre davor zu flüchten. Trotzdem kann ich dem Ganzen nichts abgewinnen. Eigentlich finde ich das ganze Konzept Silvester nach wie vor scheiße. Aber es ist nunmal Silvester.

Und dann scrollte ich durch Instagram Posts und fand einen Post, in dem jemand schrieb, dass sie den Silvesterabend mit einem Harry Potter Marathon verbringt und sich im neuen Jahr wieder meldet.

Ich dachte mir erst: ernsthaft? Zu Silvester?

Und dann fiel mir auf, dass ich auch hier die ganzen Jahre einfach einem gesellschaftlichem Zwang unterlegen bin. Wäre es wirklich so schlimm, Silvester mal nicht zu feiern? Einfach gemeinsam mit den Miezen auf dem Sofa zu sitzen und ein paar Lieblingsfilme anzugucken? Oder Musik zu hören oder zu zocken?
Eigentlich nicht. Wieso interessiert es mich Jahr für Jahr so sehr, was wohl die anderen denken, wie ich Silvester feiere? Wen bitte sollte das eigentlich interessieren?

Wenn ich einen Tag, der mir nichts bedeutet, auch nicht feier… dann bin ich nicht verrückt. Dann bin ich vielleicht einfach nur normal.

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