Ich glaube ich muss nicht extra erwähnen, dass dieses Jahr einfach nicht mein Jahr war. Das merkte man mir sicher selbst an meinen wenigen Blogeinträgen an. Normalerweise war Weihnachten für mich aber trotzdem immer ein Lichtblick. Nur dieses Jahr war meine Vorfreude darauf auch stark begrenzt. Ich überlegte sogar, gar nicht zu meinen Eltern ins Gebirge zu fahren, sondern Weihnachten allein mit meinen Katzen zu verbringen. Denn dieses Jahr sollte einiges anders sein.
Dieses Jahr sollte mein erstes Weihnachten seit 9 Jahren als Single sein. Irgendwie dachte ich schon eine Weile darüber nach, hatte mir aber fest vorgenommen, mich nicht nur deshalb wieder kopfüber in etwas reinzustürzen. Diesmal habe ich mir fest vorgenommen, erstmal eine Weile wieder mit mir selbst klar zu kommen, bevor ich eine neue Beziehung eingehe. Auch wenn da immer wieder jemand heftig versucht, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Ich fand mich jedenfalls damit ab, dieses Weihnachten allein zu sein. Es gibt ja nun auch durchaus schlimmeres. Der Schwiegervater meiner Schwester ist schwer erkrankt, weshalb sie und ihre Familie dieses Jahr erstmalig nicht mit zum Weihnachtsessen kommen sollten. Selbst das alljährliche Kaffeetrinken bei ihr mit den Kindern stand auf der Kippe.
Als ich dann am Morgen des 24.12. erwachte, hatte ich so gar kein gutes Gefühl dabei. Ich war schon grundauf in keiner guten Stimmung, wie so oft in letzter Zeit. Ich wollte das Bett am liebsten gar nicht verlassen, war deshalb dann auch recht spät dran. Und dann sprang das Auto nicht an.
Ich versuchte mehrmals ihn zu starten, doch er ruckelte nur und verreckte immer wieder.
Das war der Moment, in dem ich fast das Handtuch geworfen hätte und zurück in mein Bett gekrabbelt wäre. Aber nein, ich versuchte es weiter und beim sechsten mal sprang er dann doch an. Er ruckelte zwar nach wie vor und verreckte fast an jeder Kreuzung, aber nun war ich einmal unterwegs. Mit der Zeit lief er dann langsam etwas besser und ich kam immerhin mit nur einer halben Stunde Verspätung bei meiner Schwester und den Verwandten an.
Das Kaffeetrinken war dann auch ganz nett. Mal abgesehen davon, dass meine Tante mich bezüglich meiner aktuellen Liebessituation ausfragen wollte. Ich sagte nur, dass ich derzeit keine Beziehung möchte, und mein Vater würgte das Gespräch ab, in dem er mir einen Wasserball an den Kopf warf.
Aber naja, den Kiddies gefielen die Geschenke, und das war ja das Wichtigste. Danach gingen meine Leute in die Kirche und ich entschied mich dagegen, da ich keine Lust darauf hatte und mich wieder etwas angeschlagen fühlte. Ich überlegte, wie ich die 2 Stunden überbrücken sollte und ging ein wenig spazieren. Nicht mal das Wetter will dieses Jahr so wie es sollte. Normalerweise liegt um diese Jahreszeit bei uns im Erzgebirge Schnee. Und diesmal fühlte es sich an wie Frühling. Sogar ein paar erste Knospen waren zu sehen. Irgendwas ist dieses Jahr einfach nicht richtig, dachte ich mir, während ich durch den Wald spazierte.
Mir fiel dann ein, dass ich neulich die Idee hatte, mir einen großen Ast als Deko ins Wohnzimmer zu hängen. Also schaute ich mich um und fand sogar einen, der mir gefiel. Nur brauchte ich erst noch eine Säge und flitzte nochmal nach Hause. Irgendwie hatte mich aber dann der Tatendrang gepackt. Ich holte mir meinen ausgesuchten Ast und habe alles versucht, ihn heil ins Auto zu bekommen, da er sich doch als größer erwies, als ich dachte. Nach getaner Arbeit schaute ich mir noch ein paar DIY zum Thema basteln und Wohnzimmergestaltung an, und dann waren meine Eltern auch schon zurück. Wir machten das Essen fertig und taten etwas, was wir selten tun – reden. Nur dummerweise ging es fast ausschließlich um Y. und Beziehungen und Ex-Freunde. Aber es war trotzdem mal ganz angenehm, etwas ausführlicher mitteinander zu reden. Und das Essen hat mir dieses Jahr ungewöhnlich gut geschmeckt. Danach gab es eine absolut verkürzte Beschenkung und ich überlegte schon, direkt wieder los zu machen. Meine Entscheidung war bereits gefallen, dass ich nicht in meiner Zweitwohnung übernachten wollte, sondern zurück in die Stadt fahren würde.
Aber ich lag noch auf dem Sofa und schrieb mit einigen Leuten. Mich hatte eine Nachricht von L. überrascht. Er fragte, ob die Abse auf hätte und wir noch einen trinken gehen. Ich überlegte hin und her. Da ich nebenbei aber auch mit Y. schrieb, der den Abend gern mit mir verbringen wollte, und ich wusste, dass R. sicher auch nichts gegen etwas gesellschaftliche Beschäftigung hätte, dachte ich mir, warum eigentlich nicht. Ich schlug vor, dass wir uns alle 22 Uhr im CityPub treffen könnten. Dort sollte eine Livemusikerin auftreten und irgendwie gefiel mir der Gedanke, den Abend mit dem ein oder anderen Bier zu betrinken. Also baute ich mit meiner Nichte noch ihr neues Puppenhaus auf, und dann machte ich mich auf den Heimweg. Zwischendrin schrieb mir H., dass er auch auf dem Heimweg von seinen Verwandten sei und überraschte mich mit der Frage, ob ich noch Party machen würde. Ich bot ihm an, sich uns anzuschließen, und war fast verwundert (und ziemlich erfreut), dass er zusagte. Während der Fahrt schweiften meine Gedanken allerdings mal wieder ab. Zu meiner derzeitigen Unzufriedenheit, zu meinen „Vorsätzen“ die ich mir fassen will, zu den Dingen die ich unbedingt in meinem Leben will und immer und immer wieder zu M. Das frustrierte mich wieder sehr und iwie wurde ich auch wütend. Wie kann mich sowas so sehr belasten? Das ist wirklich nicht mehr normal…
Punkt genau in dem Moment, als ich einparkte, fuhr Y. auch schon in meine Einfahrt. Also zog ich mich fix um (Ich hasse mein Gewicht derzeit wieder. Ich hab wieder so viel zugenommen… das ist echt kaum zu glauben wie schnell es bei mir immer wieder drauf ist) und schminkte mich. Dann liefen wir zusammen mit R. ins Pub und trafen dort auf L., der einem alten Kameraden begegnet war. Die erste Zeit im Pub war dann ziemlich komisch. Die beiden unterhielten sich und Y., R. und ich saßen recht still daneben. Iwie war ich immernoch etwas down und ich hatte mir auch vorgenommen, den Abstand zu Y. sogut wie es ging zu bewahren, damit es nicht wieder im hin und her endet. Und weil mir einfach nicht nach Nähe war. Eigentlich war mir eher nach betrinken. Und das ist nicht gut, das passiert immernoch viel zu oft in letzter Zeit, obwohl ich dachte es wird besser, nachdem ich M. gesagt habe, dass ich ihn nicht wiedersehen will. Doch die Gedanken sind nach wie vor da und ich werde damit noch nicht richtig fertig.
Der erste Lichtblick war der Moment, als ein kleiner Tisch in der Ecke frei wurde und wir uns erstmal umsetzten. So kamen wir dann doch langsam ins Gespräch und es lenkte mich ab. Als H. schrieb, dass er daheim los laufen würde, wartete ich ein paar Minuten und ging dann vor die Tür, um ihn abzufangen. L. war nochmal mit seinem Kameraden gefunden und ich dachte die Situation könnte seltsam werden. Aber sobald ich H. begrüßt hatte, hellte sich meine Stimmung auf und L. kam ziemlich bald mit einer Runde Kirsch an den Tisch. Ab da vertieften wir uns in die verschiedensten Gespärche über Gott und die Welt, Weihnachten, das neue Jahr, das alte Jahr, Beziehungen… und es war einfach nur mega. Die Zeit verging und ich fühlte mich in diesem Kreis unglaublich wohl. Selbst als jemand ansprach, dass wir als 5 Singles – 4 Männer, eine Frau – am Weihnachtsabend in einem Pub saßen und gemeinsam Bier tranken, kippte das die Stimmung nicht. Nichtmal bei Y. – der sich überraschenderweise tatsächlich auch sehr zurück hielt. L. sagte, er würde es sehr schön finden den Weihnachtsabend in seiner „zweiten, schwarzen Familie“ zu verbringen und ich merkte, wie gut mir das alles tat. Wir beschlossen, uns im nächsten Jahr – am Weihnachtsabend 2016 – wieder im Pub in dieser Runde zu treffen und zu schauen, ob wir bis dahin weiter sind, etwas dazu gelernt haben und so weiter. Und das alles, was wir an diesem Abend besprachen, unter uns und in unserer Erinnerung bleiben würde. Ganz ehrlich – dieser Abend war wunderschön für mich. L. verabschiedete sich dann irgendwann und der Rest von uns saß noch bis zum Schluss im Pub – bis wir sprichwörtlich rausgekehrt wurden.
Danach schauten wir nochmal in einem Club vorbei, der aber nichts für uns war und es gab doch noch eine kleine Ungereimtheit – aber daran will ich nicht denken wenn ich an diesen Abend zurück denke. Für mich war es ein unerwartet schönes Weihnachten und erst jetzt am nächsten Tag, sind die Gedanken und Ängste wieder da. Aber auch damit werde ich irgendwie umgehen… denn der Abend hat gezeigt – am Ende kommt doch wieder alles anders als man denkt. Sehen wir, was der heutige Abend bringt.
Schöne Feiertage wünsche ich euch noch 🙂